Wussten Sie, dass die bebaute Umwelt den größten Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen hat? Fast 40 % der Treibhausgasemissionen stammen aus Bereichen wie dem Bau und dem Betrieb von Gebäuden. Diese Zahl mag überwältigend erscheinen, aber sie bietet auch eine Menge Potenzial. Die nordischen Länder nutzen diese Chance, indem sie die Emissionen schon beim Bau eines Gebäudes reduzieren. Lesen Sie mehr über emissionsfreie Baustellen in der Smart City!
Das Konzept der Kreislaufwirtschaft gilt auch für den Bausektor. Es beschreibt ein Wirtschaftssystem, das auf der Wiederverwendung und Regenerierung von Materialien basiert, um die Produktion auf nachhaltige und umweltfreundliche Weise fortsetzen zu können. Die Bauindustrie spielt hier hier eine wichtige Rolle: Sie ist nicht nur für 23 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, sondern auch für einen großen Teil der NO2- und PM-Verschmutzung. 5 % dieser Emissionen stehen in direktem Zusammenhang mit den Aktivitäten auf der Baustelle. Die Städte der Zukunft müssen sich überlegen, wie sie ihren Bausektor nachhaltiger und zirkulärer gestalten können, um ihre ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.
Im Bausektor sind es vor allem der Transport und die Produktion von Baumaterialien, die die Umwelt belasten. Rund 60 % aller Emissionen des Sektors werden laut C40 Cities in dieser Phase freigesetzt. Strom Generatoren sind mit ihren CO2-Emissionen und der Lärmbelästigung ein weiterer Verursacher. Und auch der Baustellentransport trägt zur Verschmutzung bei. Denn die meisten schweren Fahrzeuge werden mit Diesel betrieben.
Daher ist es sinnvoll, zu prüfen, wie die CO2-Emissionen vor und während des Baus reduziert werden können. Die nordischen Länder sind Vorreiter auf dem Weg zum emissionsfreien Bauen. Sie schlagen vor, die Umweltverschmutzung auf den Baustellen zu minimieren, etwa durch die Elektrifizierung von Werkzeugen und Transportmitteln auf der Baustelle, die Minimierung der Emissionen von Baustellenmaterialien und die Umstellung der Energiequellen auf Geräte mit Batterien. In Oslo, Helsinki und Kopenhagen experimentieren einige Baustellen mit rein elektrischen Geräten, anstelle der traditionellen Dieselmotoren. Dies führt zu einer spürbaren Verringerung von Lärm und Umweltverschmutzung.
Emissionsfreies Bauen zielt darauf ab, auf der Baustelle keinerlei Emissionen zu verursachen und gleichzeitig die CO2-Emissionen bei der Herstellung und dem Transport der Baumaterialien zu minimieren. Die Verwendung von lokalem, unbehandeltem Holz ist ein gutes Beispiel dafür, wie dies erreicht werden kann, auch wenn dies natürlich nicht für jede Art von Gebäude geeignet ist.
Die erste Maßnahme zur Schaffung von Baustellen mit weniger Emissionen, ist in der Regel der Austausch der Stromquelle von Bauwerkzeugen. Kleinere Werkzeuge können mit Batterien betrieben werden, die am besten mit erneuerbarer oder grüner Energie aufgeladen werden. Und der Generator, der auf vielen Baustellen den größten Teil der CO2-Emissionen verursacht, könnte durch ein intelligentes Batteriesystem ersetzt werden, das die CO2-Emissionen während der gesamten Lebensdauer so weit wie möglich reduziert.
Schwere Maschinen sind eine große Herausforderung, wenn es darum geht, CO2-Emissionen zu reduzieren, da die Batterien noch nicht stark genug sind, um diese Fahrzeuge vollständig zu elektrifizieren. In der Zwischenzeit könnten Biokraftstoffe wie nachhaltiger Diesel eine Lösung sein. In Oslo ist der Einsatz von Biokraftstoffen im kommunalen Bauwesen bereits vorgeschrieben. Die Stadt strebt an, bis 2025 völlig emissionsfrei zu sein. Da das Bauwesen 7 % der Gesamtemissionen von Oslo ausmacht, ist es ein Schlüsselsektor. Nachhaltige Biokraftstoffe waren ein erster Schritt. Sie sind zwar frei von fossilen Brennstoffen, aber stellen trotzdem eine knappe Ressource dar und tragen nicht zur Verringerung der lokalen Umweltverschmutzung oder des Lärms bei. Daher strebt die Stadt zukünftig den Übergang zu elektrischen, emissionsfreien Bautechnologien an.
Durch die Unterstützung der Entwicklung von CO2-neutralen Schwerlastfahrzeugen und Maschinen, den Aufbau der erforderlichen Strominfrastruktur und die Finanzierung einer Elektrobaustelle macht Oslo weitere Fortschritte. Seit 2019 arbeitet die Stadt mit emissionsfreien städtischen Baustellen. Dies hat Norwegens größtes Bauunternehmen, Veidekke, dazu inspiriert, auf Biokraftstoffe umzusteigen und elektrische Maschinen anzuschaffen.
Die Dekarbonisierung der Bauindustrie ist ein schwieriges Unterfangen. Selbst wenn es einer Stadt oder einem Projektentwickler gelingt, eine emissionsfreie Baustelle einzurichten, bleibt die Frage, woher der Strom kommt. In Norwegen bezieht das Stromnetz zu 98 % erneuerbare Energie, die größtenteils aus Wasserkraft stammt. Das verschafft Oslo einen wichtigen Vorteil, wenn es darum geht, grünen Strom anstelle von Diesel auf Baustellen einzusetzen.
Die Elektrifizierung von Baustellen ist nicht nur eine technische, sondern auch eine finanzielle Herausforderung. Die elektrischen Baufahrzeuge, die es derzeit im Handel gibt, erfordern große Vorabinvestitionen und Veränderungen in der Strominfrastruktur. Viele Städte zögern, in diesen Bereich zu investieren, obwohl sich ihre Investitionen schnell auszahlen würden - in Bezug auf die CO2-Reduzierung, aber auch im Hinblick auf die geringere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Und selbst die emissionsfreien Pilotprojekte in Oslo schaffen es nicht, völlig emissionsfrei zu sein. Sie haben es jedoch geschafft, die CO2-Emissionen auf der Baustelle um bis zu 99 % zu reduzieren, was das Potenzial dieses Ansatzes aufzeigt. Mehr Forschung und Entwicklung für CO2-neutrale Schwerlastmaschinen ist dringend notwendig, ebenso wie die dazugehörige Ladeinfrastruktur.
Wenn politischer Wille und finanzielle Mittel zusammenspielen, wie es in Norwegen der Fall ist, ist es möglich, die Emissionen von städtischen Baustellen drastisch zu reduzieren. In der Smart City wird die Digitalisierung der Baustellen dazu beitragen, emissionsfreie Baustellen einzurichten. Durch die effizientere Nutzung von Energie, die Verringerung von Abfällen und die Schaffung eines besseren Arbeitsumfelds für Bauarbeiter kann der Sektor Synergien schaffen, von denen alle profitieren.
Oslo zeigt, wie wichtig das öffentliche Auftragswesen ist, um den Markt zu umweltfreundlicheren Entscheidungen zu bewegen. Die Stadtverwaltung der norwegischen Hauptstadt ist mutig und deutlich in ihren Forderungen. So hat sie dazu beigetragen, die mit Innovationen und Investitionen verbundenen Risiken zu senken. Es hat nicht lange gedauert, bis die großen Bauunternehmen dieses Vorgehen auf den Baustellen verstanden und imitiert haben.
Unterstützung durch die Öffentlichkeit ist ein weiteres wichtiges Element der Strategie für mehr emissionsfreie Baustellen in künftigen Städten. Durch die Vermittlung von Vorteilen wie geringerem Lärm und geringerer Umweltverschmutzung sowie weniger CO2-Emissionen gelingt es, Bürger von der Bedeutung emissionsfreier Baustellen zu überzeugen, was wiederum Anreize für Bauunternehmen schafft, diesen Weg einzuschlagen.
Das Clean Construction Forum, bei dem Oslo die führende Stadt ist, bringt Städte und die Gebäude- und Bauindustrie zusammen. Es steht allen Städten offen und zielt darauf ab, Wissen über emissionsfreie Baustellen für smarte, zukunftsorientierte Städte auszutauschen und zu verbreiten.
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