Espoo ist die zweitgrößte Stadt Finnlands. Sie hat fast 300.000 Einwohner*innen und beherbergt viele Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie globale Unternehmen wie Nokia. Interessanterweise sind auch alle finnischen Unicorn-Startups in dieser Stadt entstanden. Lesen Sie mehr darüber, was Espoo so smart macht!
Espoo ist weltweit für sein innovatives Umfeld für Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft bekannt. Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt direkt neben der Hauptstadt Helsinki im Süden Finnlands. Die Aalto-Universität, das Technische Forschungszentrum VTT, Nokia, Kone, Fortum, MySQL, Supercell und Rovio sind nur einige der Unternehmen und Start-ups, die aus der Stadt kommen. Es scheint, dass Espoo sehr gut weiß, wie man ein Innovationsökosystem anbietet, das Experimentierkultur und Co-Kreation fördert. Die Stadt erklärt, ihr Ziel sei es, „ein aktiver Partner für Bürger*innen, Nichtregierungsorganisationen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und andere Interessengruppen zu sein“ und Testfelder für die Erprobung neuer Lösungen bereitzustellen.
Der Slogan dieser co-kreativen Bemühungen lautet „Make with Espoo“, was sowohl die Kommunen als auch die der Gemeinschaften und Unternehmen der Stadt einschließt. Espoo lädt alle zur Mitgestaltung ein, darunter Bürger*innen, Fachleute des öffentlichen Sektors, Unternehmen sowie Forschungs- und Entwicklungsinstitute. Urban Living Labs sind eine der Spielwiesen für Innovation: Sie bestehen aus begrenzten städtischen Räumen, die Experimenten und der gemeinsamen Schaffung von Informationen und Innovationen gewidmet sind, mit dem Ziel, alte Dienstleistungen zu verfeinern und neue zu erfinden - gemeinsam.
In Espoo sind bereits viele Bausteine für die Smart City der Zukunft zu sehen. Zum Beispiel sind autonome Fahrzeuge Teil des Straßenverkehrs. 5G-Netze werden bald in der ganzen Stadt für eine einwandfreie Verbindung sorgen. Und das stabile Smart Grid sorgt für eine reibungslose und sichere Übertragung von Daten. Das erklärt, warum große Unternehmen, Start-ups, Studierende und Forschende gerne nach Espoo kommen.
Nach Angaben der Stadt bestehen die drei wichtigsten Smart-City-Bausteine von Espoo in den Bereichen Energie, Mobilität sowie 5G und IoT. Was die Energie betrifft, so verfügt Espoo bereits über intelligente Netze und arbeitet, wo immer möglich, mit erneuerbaren Energien. Intelligente Gebäude ermöglichen es den Bewohner*innen, Energie zu sparen und ihre Häuser effizient zu beheizen, während Energiespeichersysteme die Stadt im eisigen finnischen Winter unterstützen. Die Stadt hat das ehrgeizige Ziel, bis 2030 kohlenstoffneutral zu sein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten hat sie einige Ziele bereits früher erreicht, indem sie die Treibhausgasemissionen pro Einwohner*in vier Jahre früher als geplant, nämlich schon im Jahr 2016, um 28 % gegenüber dem Stand von 1990 reduziert hat.
In Sachen Mobilität kann Espoo mit geteilter Mobilität, autonomen Fahrzeugen, Elektromobilität und Mobility as a Service aufwarten. Gemeinsam mit den Nachbarstädten Helsinki und Vantaa hat Espoo eine der ersten Mobility-as-a-Service-Plattformen mit einer standardisierten App-Schnittstelle entwickelt, von der sowohl öffentliche als auch private Verkehrsdienstleister profitieren. Seit 2022 experimentiert die Stadt auch mit autonomen Bussen. Ziel ist es, den autonomen öffentlichen Verkehr zu einem Teil der kohlenstoffarmen Mobilität zu machen.
Und mit einer ausgezeichneten Infrastruktur für 5G-Netze und Anwendungen des Internets der Dinge positioniert sich Espoo weiter als Stadt der Zukunft. Das Internet der Dinge ist in vielen intelligenten Sensoren und Geräten in der ganzen Stadt und in privaten Haushalten präsent. Wichtig ist auch, dass sich die Stadt auf nachhaltige Architektur und zukunftsfähige Lebensräume konzentriert, indem sie die finnische Tradition der Holzbauweise zelebriert und mit neuen Materialien experimentiert.
In Espoo gibt es eine Fülle von Smart-City-Projekten. So haben Microsoft und Fortum vor kurzem eine Partnerschaft bekannt gegeben, um an einem Datenzentrum in Espoo arbeiten, das 250.000 Menschen in der Stadt mit emissionsfreier Fernwärme versorgen soll. Die Idee ist, die Abwärme von Microsofts geplantem Rechenzentrum in Espoo in Fernwärme umzuwandeln und damit mehr als 40% des Wärmebedarfs in der Region zu decken. Die Wärme wird über ein 900 Kilometer langes unterirdisches Rohrnetz an Haushalte und Unternehmen verteilt. Dies wird die größte IKT-Investition sein, die Finnland je gesehen hat.
Ein weiteres experimentelles Projekt, das im April 2023 in Espoo startete, ist ein robotergestützter Lebensmittellieferservice von Starship Technologies. Damit ist Espoo der erste finnische Standort für die Lieferroboter von Starship. Die emissionsfreien Roboter nutzen GPS-Ortung, Computer Vision, eine Sprachfunktion und 12 Kameras, um nahe gelegene Gebiete auf Hindernisse zu untersuchen. Sie sind autonom und beliefern bereits 8.000 Haushalte in der Region, die über die Starship Food Delivery App Lebensmittelbestellungen aufgeben und den Weg des Roboters verfolgen können. Jeder Roboter kann zwei bis drei Tüten mit Lebensmitteln transportieren und eigenständig die beste Lieferroute auswählen.
Und VTT, ein Forschungs- und Technologieunternehmen, wird in Espoo Europas führendes Pilotzentrum für saubere Energie errichten. Dabei handelt es sich um eine neue Forschungs- und Testumgebung, in der Unternehmen schnell und kostengünstig Lösungen bis zur Produktionsreife entwickeln können. Das finnische Unternehmen wird 18 Millionen Euro in den Bau dieses Zentrums investieren, das 2024 fertiggestellt werden soll.
Ein weiteres Beispiel für die Bemühungen von Espoo um eine intelligente Stadt ist die Entwicklung von Kera zu einem Stadtviertel, in dem saubere und intelligente Lösungen dominieren. Das Gebiet wird ein Beispielbezirk für eine Kreislaufwirtschaft auf der Grundlage einer digitalen Plattform sein. Ressourcenschonendes Bauen, innovative und emissionsarme Energielösungen sowie neuartige digitale Dienstleistungen und Anwendungen werden Teil dieses neuen Stadtteils sein und ihn zu einem Vorreiter für nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft machen.
Gemeinsam mit Partnerunternehmen, Bewohner*innen und anderen Akteuren wird das Projekt Smart and Clean Kera auf einem neuen netzwerkbasierten Kooperationsmodell beruhen, das Lösungen in den Bereichen Energie, Verkehr und städtische Lebensmittelproduktion schafft. In partizipativen Prozessen werden möglichst viele Einwohner*innen die Möglichkeit haben, das neue Gebiet in Bezug auf digitale Plattformen, Energielösungen, Design und Bau, Wohnen und Arbeiten, Mobilität und Logistik, städtische Produktion, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Lebensstile sowie Wohlbefinden und damit verbundene Dienstleistungen mitzugestalten.
Lesen Sie mehr: Im Jahr 2018 wurde Espoo bereits als Intelligente Gemeinde des Jahres ausgezeichnet. Seitdem hat die Stadt einen langen Weg zurückgelegt - machen Sie hier eine Zeitreise!