Das "G" in ESG steht für Governance. Governance kann je nach Kontext auf verschiedene Weise definiert werden. Für einige Unternehmen kann Governance als die Regeln und Vorschriften definiert werden, die ein Unternehmen oder eine Firma einhalten muss. Ein gutes Beispiel hierfür sind lokale Regierungen, die sich strikt an diese Gesetze und Regel von größerer Organisationen, wie der Europäischen Union, halten und danach regieren. In den meisten Fällen bezieht sich der Begriff Governance in ESG jedoch auf etwas völlig anderes.
Für Unternehmenslenker oder Portfoliomanager bedeutet Governance, wie ein Unternehmen oder Asset verwaltet werden. In der Säule Governance wird die Führung eines Unternehmens unter die Lupe genommen. Der Führungsstil, der Grad der Transparenz und Offenlegung sowie die Unterstützung der Arbeitnehmerrechte sind hierfür äußerst einflussreiche Faktoren.
Im Bereich Governance geht es, wie der Name schon sagt, um die oberste Führungsebene eines Unternehmens und darum, wie diese Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern handeln und sich verhalten. Außerdem geht es um ihre Einstellung zu anderen wichtigen Belangen, z. B. zu den Säulen Environmental und Social. Verglichen mit der Säule „E“ (Umwelt), welche mit einer höheren Frequenz in den Schlagzeilen ist, oder dem sozialen Bereich, der bei allen Unternehmensleitern stets im Vordergrund stehen sollte, wird Governance oft vernachlässigt, da dieser schwieriger zu regulieren ist. Auf welche Weise lässt sich beurteilen, wie ein Unternehmen seine Geschäfte führt? Wie können Unternehmen sicherstellen, dass sie ihre Versprechen einhalten? Und warum ist dies so wichtig? Lassen Sie uns zunächst besser verstehen, was Governance wirklich bedeutet.
Wir wissen nun, dass wir über das Management, die Führungskräfte und den Vorstand eines Unternehmens sprechen. Doch was beeinflusst ihre Handlungen in Bezug auf ESG? Kurz gesagt geht es darum, wie diese Akteure die Werte eines Unternehmens vertreten und die Interessen aller ihrer Stakeholder, einschließlich der Mitarbeiter, Aktionäre, Lieferanten, Kunden und der breiteren Öffentlichkeit, schützen.
Gute Führungspersönlichkeiten sind ehrliche und vertrauenswürdige Führungspersönlichkeiten. Im Hinblick auf die Unternehmensführung müssen diese Führungskräfte jederzeit transparent, ehrlich und rechenschaftspflichtig für ihre Handlungen sein. Sie müssen dafür sorgen, dass ein Unternehmen keine unsoliden Geschäftspraktiken anwendet, sich nicht mit fragwürdigen Unternehmen zusammentut oder mit ihnen Geschäfte macht. Außerdem sollten sie Interessenkonflikte, die die Integrität des Unternehmens gefährden könnten, unbedingt vermeidet.
So viel sollte klar sein. Aber es gibt noch mehr.
Governance betrifft auch umfassendere Themen, die in die ökologischen (Envrionment) und sozialen (Social) Grundsätze einfließen. Aus der Umweltperspektive betrifft Governance die Einstellung eines Unternehmens zum Klimawandel und die internen Prozesse und Handlungsschritte, die die Unternehmensleitung etabliert und unternimmt, um zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen oder zur Reduzierung des Energieverbrauchs beizutragen. Aus sozialer Sicht kann sich die Unternehmensführung auf Entwicklung von kontinuierlich erweiternden Maßnahmenkatalogen für Vielfalt und Integration am Arbeitsplatz, faire Löhne und Leistungen konzentrieren, die Arbeitnehmern oder Mietern zu einer besseren Lebensqualität verhelfen. Bei Governance im ESG, geht es also konkret darum wie die Unternehmensführung den ESG-Transformationsprozess bestehend aus Status Quo Analyse, Potenzial und Bedarfsanalyse und Selektion und Implementierung gestaltet und steuert. Des Weiteren gehören in der Immobilienwirtschaft in die Säule „G“ Themen wie die Sicherstellung des nachhaltigen Betriebs von Gebäuden, auf Nachhaltigkeit gerichtete Mietverträge (Green Leases) und die Einhaltung von Betreiberpflichten.
Es gibt auch einen finanziellen Aspekt. Die Art und Weise, wie Führungskräfte sich selbst in Form von Boni entlohnen, könnte im ESG-Score einfließen. So sollte ein Unternehmen zum Beispiel prüfen, ob es notwendig ist, dem Management hohe Boni zu zahlen, während andere Mitarbeiter eine Gehaltskürzung hinnehmen müssen. Natürlich gibt es Zeiten, in denen Boni verdient sind. Ein Unternehmen muss allerdings entscheiden, ob diese angemessen sind und ob sich die betreffende Führungskraft wirklich um die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter, Mieter und Kunden sowie um das allgemeine Wohlergehen des Unternehmens und nicht nur um eine kurzfristige Auszahlung bemüht.
Governance ist ein weit gefasster Begriff, aber er ist für Investoren von enormer Bedeutung. Investoren verlassen sich darauf, dass die Verantwortlichen solide Entscheidungen treffen. Eine mangelhafte Unternehmensführung kann zu katastrophalen Situationen führen. Ein Skandal reicht oftmals aus, um die Reputation eines Unternehmens, welche über Jahre, und in manchen Fällen über Generationen, aufgebaut wurde, zu schädigen.
Ein Paradebeispiel für schlechte Unternehmensführung wäre der “Diesel-Abgasskandal“ bei Volkswagen. Aufgrund schlechter Führung kam es zu einem Skandal, der das Vertrauen in eine der größten Marken der Welt fast augenblicklich schwinden ließ. Das Ergebnis war ein erheblicher Vertrauensverlust, enorme finanzielle Auswirkungen und die Erschütterung einer ganzen Branche. Der Skandal um den Datenmissbrauch bei Facebook ist ein weiteres Beispiel dafür, was passieren kann, wenn dem Bereich Governance nicht die Wichtigkeit zukommt, die ihm gebührt.
Erstaunlicherweise haben Umfragen ergeben, dass Unternehmen, die in Bezug auf Governance-Faktoren unterdurchschnittlich abschneiden, häufig Opfer von Missmanagement werden, was ihrem Ruf erheblich schadet und sie daran hindert, von profitablen, langfristigen Geschäftsmöglichkeiten zu profitieren. Kluge Investoren gehen keine Risiken ein. Sie treffen ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Daten und ein Unternehmen mit einer schlechten Reputation ist kein attraktiver Anlagekandidat.
Die Messung von Governance kann schwierig sein, aber sie ist messbar. Gutes ESG-Scorings mit Fragebögen und integrierten ESG-Benchmarking-Tools konzentrieren sich auf eine Reihe von Themen, wie Prozesse und Struktur, Aufsicht und Transparenz, Cybersicherheit sowie Moral und Ethik. Eine hohe Punktzahl in diesen Bereichen wird Investoren anziehen und die Führung Ihres Unternehmens auf Linie halten.
Letzten Endes geht es bei der Säule Governance um Verantwortlichkeit. Führungskräfte und Manager sitzen in Führungspositionen. Mitarbeiter, Mieter, der Öffentliche Sektor und andere Interessengruppen verlassen sich darauf, dass sie solide Entscheidungen treffen, doch auch die besten Führungskräfte machen Fehler. Wir sind schließlich alle nur Menschen. Allerdings ist es auch sehr wichtig, für diese Fehler einzustehen. Zu wissen, wann man zur Rechenschaft gezogen werden muss und Wiedergutmachung zu leisten hat, ist ebenso wichtig wie das Bemühen, diese Fehler von vornherein zu vermeiden. Wie das Sprichwort schon sagt: „Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht“.
Fehler einzugestehen und daran zu arbeiten, Fehler zu korrigieren, ist Teil der Governance-Konformität in ESG. Es ist jedoch immer eine gute Idee, Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass schädliche Entscheidungsfehler oder Interessenkonflikte das Urteilsvermögen der Verantwortlichen von vornherein trüben.
Wie Sie sehen, ist es wichtig, das Governance-Element von ESG zu verstehen und einen Ruf für eine vertrauenswürdige Unternehmensführung mit einer Entscheidungspolitik, die auf positiver Moral und Ethik beruht, zu fördern. Durch Investitionen in eine starke Führung, die sich von einem ESG-konformen, moralischen Kompass leiten lässt, können Unternehmen und Portfoliomanager einen erheblichen sowie langfristigen Mehrwert für ihre Unternehmen schaffen. Es ist eine langfristige Betrachtung und obwohl es verlockend sein kann, auf der Suche nach kurzfristigem Profit schlechte Entscheidungen zu treffen, überwiegen bei einer ehrlichen Risiko-Nutzen-Analyse die Risiken bei weitem die Vorteile. Denken Sie immer an die Folgen des Volkswagen Dieselskandals. Denken Sie aber auch an mehr als nur den finanziellen Aspekt. Gute Unternehmensführung trägt zum Schutz der Umwelt sowie zur Schaffung von sozial gerechten Gemeinschaften und Arbeitsplätzen bei. Die Tatsache, dass sie einen Mehrwert schafft, ist ein zusätzlicher Bonus. Aus diesem Grund sollte die Säule Governance in Ihrer ESG-Strategie einen zentralen Platz einnehmen.
Executive Summary: ESG in der Immobilienwirtschaft
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